Nandita Boger is a Swiss architect based in Vinelz, where she founded NAN Architektur GmbH in 2016. She worked as an architect in Berlin and gained experience as a project manager in the office of Herzog & de Meuron. Boger studied architecture at ETH Zurich and taught design theory at Bern University of Applied Sciences from 2003 to 2014.
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„Die Schönheit ist eine Übereinstimmung und ein Zusammenklang der Teile zu einem Ganzen, wie es das Ebenmass, das oberste Naturgesetzt, fordert.“
Leon Battista Alberti (1485), Architekt
2005 | Doppeleinfamilienhaus Vinelz | Neubau
Text: Michael Hanak
"Wenn zwei Architekten für sich selbst ein Haus bauen, dann wird gerne Neuland betreten und werden Konventionen hinterfragt. Als Ivo Sollberger, und Nandita Boger, beides Architekten in Biel, die Gelegenheit hatten, am westlichen Ende des Bielersees Bauland zu erstehen, begann ein lehrreicher Suchprozess. Aus ihrer langjährigen Erfahrung bei Herzog & de Meuron brachten die beiden eine Experimentierlust für eigenwilligen Materialeinsatz und ungewöhnliche Lösungen mit.
​Die Lage in der kleinen Gemeinde Vinelz, neben einem Bach, nahe dem Seeufer und inmitten der reizvollen Landschaft, schien der Familie ideal. „Unser Ziel war es, maximale Wohnqualität bei möglichst niedrigen Erstellungs- und Betriebskosten zu entwerfen“, erzählt Nandita Boger, die ein Forschungsprojekt an der Berner Fachhochschule zum Thema Wohnqualität leitet. „Ein konventionelles Einfamilienhaus kam wegen dem schonenden Umgang mit der Landschaft nicht in Frage, und da die Parzelle das Potential zum Verdichten bot, wurden zwei Einheiten geplant.“ Die beiden dreigeschossigen Wohnungen sind über die in der Mitte liegenden Treppen übers Kreuz verschränkt. „Der rohe Innenausbau wirkt etwas unkonventionell, und es war nicht leicht, Käufer oder Mieter für die zweite Wohnung zu finden.“
Bereits die Gebäudehülle überrascht. Welleternitplatten umgeben alle Fassaden. An einzelnen Stellen erscheint gewellter Skobalit. Beide Materialien finden sich in der näheren Umgebung an landwirtschaftlichen Bauten und den Sommerhäuschen am See. Die vertikale Wellung lässt das Volumen optisch schlank aussehen. Das selbe Material umgibt auch den vorgelagerten, eingeschossigen Garagen- und Ateliertrakt und die Zwischenhöfe. Vor den Höfen, die als eigentliche Aussenwohnräume gestaltet sind, sind die Wellplatten mit Schlitzen perforiert, um eine Privatsphäre mit gesteuertem Sichtbezug zur Nachbarschaft herzustellen.
Was von aussen wie ein horizontaler Schnitt durchs Gebäude aussieht, ergibt im Innern eine fantastische Panoramaaussicht. „Unwetter, Regenbögen und Sonnenschein nehmen wir hier intensiv wahr“, beteuern die Bewohner. Die Schlafräume sind im Erdgeschoss und im Dachgeschoss angeordnet. Wohnraum und Küche liegen im Obergeschoss – wegen dem Sichtbezug zur Natur."